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Marine (blau), Armee (grün), Wüstenoutfit (beige), Tarnmuster, die Klassiker der Kriegsbemalung - seit neuerem auch ein leicht degôutant anmutender Braunton, gerne kombiniert mit hellem Orange...oder mehr und mehr gänzlich schwarze Kampfmode mit Barett...

Nicht erst Im Zuge der seit Mitte des 20sten etablierten Popkultur werden ganz offen Allusionen und Anleihen bei der Kriegsgarderobe gemacht. Merkwürdigerweise oft gerade immer dann, wenn der nächste Feldzug ansteht.

 

Ein Unterstrom aus geheimen und weniger geheimen, weil offensichtlichen Flaggensignalen rauscht an uns vorrüber-; - oder gar durch uns hindurch - und stimmt uns schon einmal auf das Kommende ein...nicht umsonst sagt man vom Modischen auch, es sei Angesagt.

Die Flaggensignale, die unterschwelligen, zu lesen verstehen zu lernen, versucht das mitteleuropäische Bildungssystem seit den Siebzigern seine Schüler und Studenten zu lehren...mit mäßigem Erfolg. Das mehr oder minder unbewußte Mitgehen scheint einfach unwiderstehlich und gehorcht anscheinend weit wirkungsvolleren Motiven als die Verstandestätigkeit.

Benjamin erlebte die totale mediale Durchdringung des Konsumentenvolks mit visuell-narrativer Ware nicht mehr;

Tonfilm, Radio und Fotografie der zwanziger und dreißiger Jahre haben zwar schon alles vorexerziert was nun auch noch in interaktiven und dreidimensionalen Formaten daherkommt, doch die schieren Quantitäten der 0-er und 10er Jahre des 21sten, die rettungslose Überflutung mehr oder weniger völlig unvorbereiteter und nichtsahnender Unterhaltungssuchender mit "purer Unterhaltung", dieser stete und gigantische Strom medialen Unrats, dessen Einverleibung die Unterhaltenen zu genießen meinen - hat eine neue Qualität.

 

Auf dem Wege der Gewöhnung und unterschwelligen Zurichtung wird das Publikum von morgen ausgebrütet und geformt.

 

 

Es ist in jeder Mode etwas von bitterer Satire auf Liebe, in jeder sind alle Perversitäten aufs mitleidsloseste angelegt.
 

Walter Benjamin: Mode

Das brennendste Interesse der Mode liegt für den Philosophen in ihren außerordentlichen Antizipationen. Jede Saison bringt in ihren neuesten Kreationen irgendwelche geheimen Flaggensignale der kommenden Dinge. Wer sie zu lesen verstünde, der wüßte im voraus nicht nur um neue Strömungen der Kunst, sondern um neue Gesetzbücher, Kriege und Revolutionen.

 

 

 

 

"Im Oktober 1939 posierte das amerikanische Model Wilma Wallace für die Zeitschrift LIFE in neuen „military-based fashions“ - einige Wochen nach dem deutschen Überfall auf Polen, aber noch gut zwei Jahre vor dem Kriegseintritt der USA. Diese neue Mode wies jedoch nicht allein auf die bevorstehenden militärischen Auseinandersetzungen hin, sondern nahm auch schon Bezug auf die Rolle, die die Frauen darin spielen würden: In den USA wurde ab 1942 das Women's Auxiliary Army Corps aufgestellt, in dem Frauen praktisch alle waffenlosen militärischen Aufgaben erfüllen sollten." (Friedrich Tietjen)

"Edward L. Bernays arbeitete ab den 20ern einige Jahre für US-Tabakkonzerne und fand heraus, daß Frauen in den 20er Jahren Zigaretten als phallische Symbole männlicher Macht und somit als unangemessen für Frauen betrachteten. Bernays versuchte im Dienst von American Tobacco das Rauchen auch für Frauen attraktiv zu machen. Dazu beschäftigte er eine Gruppe von Frauen und bat sie, sich als Frauenrechtlerinnen zu verkleiden und zu argumentieren. Die Frauen marschierten durch New Yorks Fifth Avenue und als Zeitungsreporter sie fotografierten, zündeten sie Zigaretten an und proklamierten diese als "torches of freedom" (Fackeln der Freiheit)."(zit. sinngemäß nach wikipedia)

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