| "Oh! Aber der Treibhauseffekt ist mir viel lieber!",            sagte mir eine BBC-Produzentin, als ich kürzlich ein            Interview über mein Buch Die launische Sonne gab. Es            handelt vom Kampf zwischen der Sonnen- und der Treibhaus-Theorie und            von der dänischen Entdeckung eines überraschenden            Mechanismus, wodurch der eigensinnige Stern, der uns das Leben gibt,            auch seine Spielchen mit dem Erdklima spielt.   Als ich die Produzentin bat, ihre Meinung etwas genauer zu erklären,            erwartete ich einige der gängigen wissenschaftlichen Meinungen über            den zunehmenden Treibhauseffekt zu hören. Statt dessen antwortete            sie: "Weil wir dann etwas dagegen tun könnten. Die Sonne            kann man nicht steuern."   Dieses kurze Gespräch verriet die typische Geisteshaltung, die            hinter der fixen Idee steht, das Kohlendioxid und andere durch            menschliche Aktivitäten erzeugte Gase seien für die kaum            bemerkenswerte Verbesserung des Klimas in den letzten 100 Jahren            verantwortlich. Ich sage "kaum bemerkenswert", denn wir sind            lediglich zu Temperaturen zurückgekehrt, wie sie um 1730            vorherrschten, als George Washington noch ein Kind war. Und ich sage "Verbesserung",            weil alle Generationen außer der unsrigen genau wußten, daß            eine wärmere Welt angenehmer und fruchtbarer ist.   Vor 25 Jahren befand sich das Klima in einer Abkühlungsphase,            und jeder sprach von der kommenden Eiszeit. Es gab damals radikale            Vorschläge zur Beeinflussung des Klimas. Man könnte die Welt            warm halten, hieß es, indem man Ruß auf das arktische Eis            streut, gewaltige Spiegel ins Orbit bringt, um mehr Sonnenlicht zu bündeln,            oder indem man mehr Kohlendioxid in die Luft bläst.   Mutter Natur setzte sich über alle diese Gedanken hinweg,            indem sie die Temperaturen in den achtziger Jahren ansteigen ließ.            Aber die Klimatologen hatten gelernt, daß Schauergeschichten gut            für das Geschäft sind. Also polierten sie schnell die            Treibhaushypothese auf, die die meisten bis dahin für ein            Hirngespinst gehalten hatten. Auch die Diplomaten suchten nach Ende            des Kalten Krieges Arbeit, und sie versprachen sich viele Flugmeilen            von den Verhandlungen über die Kontrolle der Treibhausgase. Als            das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) 1990 seine erste            grobe Prognose von einer überhitzten Welt im 21. Jahrhundert            herausgab, flogen solide Erkenntnisse, die man in jahrzehntelanger            Klimaforschung erworben hatte, zugunsten einer verschrobenen Hypothese            aus dem Fenster heraus.   Die Annahme, die Menschen seien mächtig genug, um den natürlichen            Prozessen, die seit 4,5 Milliarden Jahren das Klima der Erde steuern,            Konkurrenz zu machen, nährt die Selbstachtung - und Schuldgefühle.            Und "etwas dagegen zu tun", wie es die Produzentin in jenem            Gespräch nach der Sendung gewünscht hatte, befriedigt den            Trieb, sich zum Boß über andere aufzuspielen - wenn nicht            als Kolonialherr, dann eben als globaler Treibhauspolizist. Nur solche            tiefsitzenden menschlichen Motive können erklären, warum die            Welt dermaßen durchgedreht ist, warum so viele Wissenschaftler,            Politiker und Journalisten die übertriebene Treibhaustheorie des            Klimawandels übernommen haben, obwohl objektive Beobachtungen zu            ihrer Bestätigung fehlen.  Der Einfluß der Sonne auf das Klima Das Klima änderte sich schon lange, bevor menschliche Aktivitäten            darauf großen Einfluß haben konnten. Etwa um das Jahr            1000, in der Blütezeit jener dreisten Nordmänner, der            Wikinger, war die Welt wärmer als heute. Andererseits war das            Klima um 1690 so kalt, daß die Schotten beispielsweise Jahr für            Jahr Hunger litten und sich mit England vereinigen mußten. Aber            schon 40 Jahre später, nach einer weit schnelleren und            drastischeren globalen Erwärmung als irgendwann im 20.            Jahrhundert, waren die Temperaturen so hoch wie heute. Anschließende            Abkühlungsphasen im 18. und 19. Jahrhundert gingen der Wiedererwärmung            voraus, die nun all diese Aufregung ausgelöst hat.   Zu den bekannten natürlichen Einflüssen auf das Klima gehören            Vulkane und El Niño, aber ihre abkühlende bzw. wärmende            Wirkung hält nicht lange an. Für längerfristige Veränderungen            über Jahrzehnte oder Jahrhunderte bieten die Variationen der            Sonne die offensichtlichste Erklärung. Schon vor 200 Jahren            behauptete der Astronom Wilhelm Herschel, die Getreidepreise in            England seien niedriger, wenn auf der der Sonnenoberfläche viele            dunkle Flecken zu sehen seien, die wärmeres Wetter brächten.  Mit den heutigen besseren Kenntnissen können wir sagen, daß            die Verbindung mit den Sonnenflecken nicht ganz so einfach ist; aber            Herschels Meinung war im wesentlichen richtig. Die extreme Kälte            am Ende des 17. Jahrhunderts fiel mit einem längeren Fehlen von            Sonnenflecken zusammen, was als Maunder-Minimum bekannt ist. Und die            Sonne hat heute etwa doppelt so viele Flecken wie am kühlen            Beginn unseres Jahrhunderts.   Viel weiter zurück in der Zeit, als man Sonnenflecken zu zählen            begann (was erst seit 1749 systematisch geschieht), verfolgen die            Wissenschaftler das wechselnde Verhalten der Sonne mittels der            Schwankungen des Radiokohlenstoffs (C14) auf der Erde. Die Archäologen            kamen lange Zeit nicht klar, als sie mit Hilfe des Radiokohlenstoffs            Altersbestimmungen vorzunehmen versuchten, bis sie erkannten, daß            ein altes Fundstück unzutreffend jung erscheinen konnte, wenn es            aus einer Zeit stammte, in der Radiokohlenstoff ungewöhnlich häufig            vorkam. Kosmische Strahlung aus der Milchstraße erzeugt aus dem            Stickstoff der Luft Radiokohlenstoff. Wenn die Sonne in manischem            Zustand ist und viele Sonnenflecken auftreten, hält sie viel von            der kosmischen Strahlung ab. Wenn die Sonne in depressivem Zustand            ist, kommt mehr kosmische Strahlung auf die Erde, es bildet sich mehr            Radiokohlenstoff, so daß ein Pharao älter als sein Großvater            erscheinen kann.   Die starke Kälte der 90er Jahre des 17. Jahrhunderts fiel in            eine Zeit besonders vielen Radiokohlenstoffs, während dessen            Produktion zur Zeit der Wikinger um 40% geringer war. Im Verlauf der            vergangenen Jahrtausende gab es ähnliche Fluktuationen. Die            klimatischen Folgen zeigen sich an den Gletschern, die langsam fließende            Klimameßgeräte sind. In Zeiten hoher            Radiokohlenstoffbildung und einer trägen Sonne breiteten sich            viele Gletscher aus, um sich zurückzuziehen, wenn der            Radiokohlenstoff wieder abnahm.  Unentschieden bei der Sonnenhelligkeit  Der Einfluß der Sonne auf das Klima war bekannt, bevor der            Treibhauszug vor zehn Jahren ins Rollen kam. Wie war es dann möglich,            daß die darin mitfahrenden Klimatologen die Sonne als            bedeutenden Faktor des Klimawandels ignorierten?   Die ersten verläßlichen Messungen der Intensität            des Sonnenlichtes wurden in den achtziger Jahren vom Weltall aus mit            Satelliten durchgeführt. Künftige Historiker, die die            Treibhaus-Verirrung erklären möchten, könnten sie als            unglückliches Zusammentreffen bezeichnen. Die Messungen zeigen,            daß die Sonne tatsächlich heller war, wenn es viele            Sonnenflecken gab, als wenn es nur wenige waren - ganz wie es Herschel            erwartet haben würde. Aber der Unterschied zwischen Maximum und            Minimum im Verlauf eines Sonnenfleckenzyklus war nur sehr klein -            ungefähr ein Teil pro Tausend.   Dies war um den Faktor 10 zuwenig, um einen bedeutenden Einfluß            auf das Klima zu haben. Selbst wenn die Sonnenflecken völlig            verschwänden, wie beim Maunder-Minimum, oder doppelt so häufig            wären, bliebe die zu erwartende Änderung der Intensität            des Sonnenlichtes gering. Die Satellitenergebnisse bestärkten die            Treibhaus-Befürworter in ihrer Meinung, und sie nahmen die            Messungen zum Anlaß, die Sonnenvariabilität aus ihren            Berechnungen zu streichen.   Sie hatten natürlich andere Probleme. Die ursprünglichen            treibhausbedingten Erwärmungsvoraussagen waren offensichtlich übertrieben            und hatten nur wenig mit dem tatsächlichen Verlauf des            Klimawandels in unserem Jahrhundert zu tun. Insbesondere eine Abkühlung            zwischen 1950 und den frühen 70er Jahren hatte Sorge über            eine bevorstehende Eiszeit ausgelöst. Das ergab in einer Zeit, in            der das Kohlendioxid und andere Treibhausgase sich vermehrten, nach            der Treibhaustheorie keinen Sinn.   Um die Treibhauserwärmung zu verlangsamen, berücksichtigten            die Computermodellierer nun den durch menschliche Aktivitäten            erzeugten Staub, wobei man über dessen Verteilung und Wirkung            weit schwankende Annahmen machte. Zuviel Staub glich die bis dahin            eingetretene Treibhauserwärmung völlig aus. Aber es wurde            bald deutlich, daß die Modelle auf diese Weise jede gewünschte            Antwort liefern konnten, wenn man diese oder ähnliche Anpassungen            vornahm, so daß es nur eine Frage der Auswahl war, um die Angst            vor dem Treibhauseffekt weiter zu schüren.   Die Befürworter der solaren Klimabeeinflussung waren zwar von            den Offiziellen des IPCC zur Seite gedrängt worden, doch hatten            sie nicht aufgegeben. 1991 ließen zwei dänische Physiker            eine Bombe in der Arena der Klimadiskussion hochgehen. Eigil            Friis-Christensen und Knud Lassen vom Dänischen Meteorologischen            Institut veröffentlichten eine erstaunliche Graphik. Sie zeigte            eine sehr genaue Übereinstimmung zwischen den Temperaturänderungen            im 20. Jahrhundert und der Länge des Sonnenfleckenzyklus (Abbildung              1 ).      Abbildung 1: Korrelation Sonnenflecken/Temperatur Die an der Erdoberfläche gemessene Lufttemperatur der nördlichen            Atmosphäre für die Jahre 1865 bis 1985 (dicke Kurve) zeigt            eine enge Korrelation mit der Variation der Intensität der            Sonnenfleckentätigkeit im säkularen Gleissberg-Zyklus (dünne            Kurve) (nach Friis-Christensen und Lassen).
  Die Wissenschaftler sprechen zwar von einem 11jährigen Zyklus            der Sonnenfleckenaktivitäten, der durch einen "magnetischen            Motor" in der Sonne erzeugt wird, aber das ist nur ein grobes            Mittel. In Wirklichkeit schwanken die Zyklusabstände der            geringsten Anzahl von Sonnenflecken zwischen 7 und 17 Jahren. Am Ende            des 19. Jahrhunderts dauerten die Zyklen etwa 11,5 Jahre, während            der Zyklus in den achtziger Jahren dieses Jahrhunderts kürzer als            10 Jahre war. Ein auffallender Aspekt der dänischen Graphik war,            wie die Abkühlung zwischen 1950 und 1970 erfaßt wurde. Sie            deckte sich nämlich sehr genau mit einer kurzzeitigen            Verlangsamung des magnetischen Sonnenmotors und einer Verlängerung            des Sonnenfleckenzyklus.   Diese Beziehung zwischen Klima und Länge der            Sonnenfleckenzyklen hätte eigentlich als große Entdeckung            gefeiert werden sollen, aber der Zeitpunkt war unglücklich. Das            IPCC hatte bereits die bevorstehende Treibhaus-Katastrophe verkündet            und ein Klima-Abkommen war in Vorbereitung. Da die dänische            Graphik keinen wesentlichen Raum für den Einfluß des            Treibhauseffektes ließ, mußte die Entdeckung unter den            Tisch gekehrt werden.   Wissenschaftler, die für das Panel arbeiteten, versuchten            unterschiedliche Mischungen aus solarem Einfluß und            Treibhauseffekt herzustellen, abgestuft von reinem Treibhaus- bis zu            reinem Sonneneinfluß. Zu ihrem Leidwesen ergab sich die beste            Korrelation mit den globalen Temperaturänderungen, wenn man 100%            solaren Einfluß und 0% Treibhauseffekt annahm. Sie verfielen            daher auf ein seltsames Argument: Sie sagten, wenn die Sonne einen so            großen Einfluß habe, dann müsse der Treibhauseffekt            einen noch größeren haben, den wir aber nicht sehen - und            daher müsse der Einfluß der Sonne gering sein.   Bei einem Treffen des IPCC in China 1992 unterbreitete die dänische            Delegation den formellen Vorschlag, die Sonne in die Liste der Themen            aufzunehmen, die noch weiter untersucht werden müßten.            Aufgeführt waren hier bereits Forschungsbereiche wie die Ozeane,            die Eisbedeckung und die Vegetation. Der Vorschlag, auch die Sonne zu            berücksichtigen, wurde abgelehnt.   Mehrere Jahre war der Kampf unentschieden. Die Anhänger der            Sonnenhypothese präsentierten weiter die dänische            Sonnengraphik, die Treibhaus-Leute ignorierten sie. Der Grund dafür            war, daß es keine überzeugende Erklärung dafür            gab, wie die Sonne das Klima beeinflußt.   Amerikanische Astronomen taten, was sie konnten, um die zu            erwartenden Schwankungen der Sonnenhelligkeit zu verstärken. Sie            untersuchten die magnetischen Zyklen anderer sonnenähnlicher            Sterne, um zu sehen, wie sich die Helligkeit verändert. Sie            fanden sogar einen Stern, Delta Piscium, bei dem die magnetische            Aktivität nach einem 11jährigen Zyklus plötzlich            abbrach - eine Änderung genau jener Art, wie sie bei der Sonne            beim Maunder-Minimum aufgetreten war. Diese Entdeckung setzte die            Menschheit darüber in Kenntnis, daß ein so kaltes Wetter            wie am Ende des 17. Jahrhunderts ohne Vorwarnung wiederkehren könnte.  Die Astronomen machten Modelle für die sich ändernde            Sonnenhelligkeit und versuchten, wichtige Unterschiede zwischen der            geringen Aktivität um 1700 und der heutigen hohen Aktivität            zu finden. Durch die Angleichung verschiedener Faktoren gelang es            ihnen sogar, die Graphik der Temperatur-Änderungen weitgehend            nachzuahmen. Aber selbst wohlwollende Kritiker waren nicht überzeugt.            Die Satelliten meldeten weiterhin nur sehr geringe Helligkeitsänderungen            während des Sonnenfleckenzyklus 1986-1996, und die            Treibhaus-Brigade spielte weiterhin die Rolle der Sonne beim            Klimawandel herunter.  Kosmische Strahlung und Wolken Im Nachhinein kann man sagen, daß beide Seiten den Fehler            begingen, sich zu sehr auf die Helligkeitsschwankungen der Sonne als            den naheliegendsten Mechanismus konzentriert zu haben, durch den die            Sonne das Erdklima beeinflussen kann. Selbst Wissenschaftler neigen            dazu, die Tatsache zu übersehen, daß es eigentlich zwei            Sonnen gibt. Die eine ist der leuchtend helle Ball am Himmel von der            Größe einer Erbse, die man am ausgestreckten Arm hält.            Die andere ist die riesige, unsichtbare Sonne, die den gesamten Raum            um uns herum mit einem ununterbrochenen Wind atomarer Teilchen ausfüllt.            Wir leben in einer Blase tief in dieser Heliosphäre, wie sie            genannt wird, durch die "Windschutzscheibe" des            Erdmagnetismus weitgehend geschützt vor der unmittelbaren Wirkung            des Sonnenwindes.   Können Veränderungen des Sonnenwindes das Klima            beeinflussen? Der Sonnenwind ist im 20. Jahrhundert im Einklang mit            der Beschleunigung des Sonnenfleckenzyklus stärker geworden. Tatsächlich            gibt es eine gute Übereinstimmung zwischen der Erwärmungsgraphik            des 20. Jahrhunderts und der Stärke des Sonnenwindes, gemessen an            der Häufigkeit und Stärke magnetischer Stürme auf der            Erde. Aber solche Stürme bringen zwar die Kompaßnadeln zum            Zittern, doch es gibt keinen offensichtlichen Weg, wie sie das            Erdklima beeinflussen können. Das gleiche gilt für die            Nordlichter, die durch auftreffende Teilchen erzeugten leuchtenden            Vorhänge am Himmel. Sie sind spektakulär, wenn die Sonne            sehr aktiv ist, und sie erwärmen die äußere            Luftschicht. Aber die Nordlichter befinden sich in einer Höhe von            50 bis 100 km, und ihr Einfluß auf das Wetter an der Erdoberfläche            ist wahrscheinlich nur klein.   Die größere Sonne, die Heliosphäre, fängt außerdem            die kosmischen Strahlen ab und begrenzt die Zahl derer, die die Erde            erreichen. Ein genereller Rückgang der kosmischen Strahlung in            unserem Jahrhundert, gemessen an der Entstehung von Radiokohlenstoff            und anderer durch die kosmische Strahlung erzeugter Stoffe, geht mit            dem Anstieg der Temperatur parallel. Aber bis vor kurzem betrachtete            man die kosmische Strahlung nur als Marker für die generelle            Aktivität der Sonne. Da die kosmische Strahlung so schwach wie            das Licht der Sterne ist, dachten nur wenige Wissenschaftler überhaupt            an eine unmittelbare Rolle der kosmischen Strahlung im Klimawandel.   1995 hatte ein weiterer dänischer Physiker namens Henrik            Svensmark eine verrückte Idee. Er arbeitete am gleichen Institut            wie Friis-Christensen und Lassen und kannte deren Entdeckung einer            Verbindung zwischen Klima und Länge der Sonnenzyklen, aber er            hatte darüber nicht mit ihnen diskutiert. An seiner Hochschule in            Helsingör hatte Svensmark praktische Erfahrungen mit einer            Nebelkammer gesammelt. Das ist ein vor 100 Jahren von Charles Wilson            erfundenes Instrument, worin atomare Teilchen ihre Anwesenheit            verraten, indem sie in einem übersättigten Gas eine            Nebelspur hinterlassen. Die Nebelkammer war jahrzehntelang das            Arbeitspferd der Teilchenphysik.   Svensmarks verrückte Idee war war die Annahme, daß die            ganze Atmosphäre eine Nebelkammer sei und die kosmischen Strahlen            eine Rolle bei der Bildung der Wolken spielen könnten. Dann müßte            sich die Wolkenbedeckung der Erde durch die kosmische Strahlung verändern.            Die Einwirkung der Sonne auf die Wolken könnte ein viel stärkerer            Mittler der Klimaveränderung sein als die geringen Schwankungen            ihrer Helligkeit.   Auf der Suche nach Daten über kosmische Strahlung und Wolken            begann Svensmark im Internet zu surfen. Dabei mußte er vieles über            die Verläßlichkeit diese Daten lernen. Er fand heraus, daß            die besten Daten jene über die Bewölkung über den            Ozeanen waren, die von den geostationären Satelliten gesammelt            und vom Internationalen Satellitenprojekt der Wolkenklimatologie            ausgewertet wurden. Am Weihnachtstag 1995 hatte Svensmark erste            eindeutige Ergebnisse, die ihm sagten, daß seine verrückte            Idee vielleicht zutreffend war.   Die kosmische Strahlung hatte 1986-87 einen Höhepunkt            erreicht, als die Sonnenaktivität auf einem Minimum war, genauso            wie die Bewölkung über den Ozeanen. Als dann die Zahl der            Sonnenflecken wieder zunahm und die kosmische Strahlung zurückging,            hatte sich auch die Wolkendecke bis 1990 um 3 Prozent verringert -            genau zu jener Zeit, als die große Aufregung über die            globale Erwärmung einsetzte. Die Übereinstimmung zwischen            kosmischer Strahlung und Wolkendecke war sogar noch stärker, wenn            Svensmark die Wolkendecke über den Tropen nicht berücksichtigte,            wo die kosmische Strahlung am geringsten ist. Dann stieg die Änderung            sogar auf 4 Prozent an.   Svensmark tat sich mit Friis-Christensen zusammen, um ein Papier            zur Veröffentlichung vorzubereiten, das sie im Juli 1996 bei            einer Konferenz in Birmingham erstmals ankündigten. Die Arbeit            selbst erschien dann im Frühjahr 1997 im Journal of            Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics. Sie zeigte, daß            der Einfluß der kosmischen Strahlung auf die Wolkendecke über            16 Jahre nachgewiesen werden konnte.   Kleine Entdeckungen führen zur Revision einzelner Kapitel in            den Fachbüchern. Große Entdeckungen lassen ganze Lehrbücher            veralten. Dies ist hier der Fall. Niemand wußte, daß die            kosmischen Strahlen an der Wolkenbildung beteiligt sind - aber sie            sind es. Dies ist für die Klimakunde so grundlegend, daß            die Meteorologen die kosmischen Strahlen berücksichtigen müssen,            um ihre täglichen Wettervorhersagen zu verbessern.   Für die Klimatologie ist die Entdeckung ein Erdbeben. Die            Gesamtwirkung der Wolken führt zu einer Abkühlung der Erde.            Eine Abnahme der Wolkendecke um 3% bei höchster Sonnenaktivität            müßte die Erdoberfläche um 0,8 bis 1,7 Watt pro            Quadratmeter erwärmen, je nachdem, wessen Zahlen man hinsichtlich            der Wolkenwirkung am meisten traut. Zum Vergleich: Das IPCC schätzt            die Wirkung des gesamten bisher durch menschliche Aktivitäten            freigesetzten Kohlendioxids auf 1,5 Watt. Die Erwärmung infolge            der Bewölkungsabnahme in den vier Jahren zwischen 1987 und 1990            war also vergleichbar mit dem Erwärmungseffekt, den das IPCC für            das gesamte seit der Industriellen Revolution vom Menschen            freigesetzte Kohlendioxid behauptet.   Würden kosmische Strahlen und Wolkendecke in jedem            Sonnenfleckenzyklus einfach zu- und abnähmen, gliche sich die            Wirkung klimatologisch gesehen aus, und nichts würde geschehen.            Aber die kosmische Strahlung war zu Beginn des Jahrhunderts stärker            und die Welt kühler. Das Minimum der kosmischen Strahlung war um            1900 höher als das Maximum während der jüngsten Zyklen.            Das in den Ergebnissen über den Zusammenhang zwischen kosmischer            Strahlung und Wolken implizierte 1 Watt pro Quadratmeter seit dem            Spanisch-Amerikanischen Krieg geht also voll in den Klimawandel ein.            Um 1690 war die Intensität der kosmischen Strahlung sogar noch höher.            Wir müssen also annehmen, daß die Menschen der damaligen            Zeit, einschließlich der frierenden und hungernden Schotten,            unter einem Himmel lebten, der anhaltend wolkiger war als unser            heutiger.  Wir brauchen Geduld  Auf der Grundlage eines eindeutigen, mit der kosmischen Strahlung            verbunden solaren Mechanismus für den Klimawandel ist der Weg            frei, die Klimatologie zu einer exakten Wissenschaft zu machen. Monat            für Monat und Jahr für Jahr treten Temperaturanomalien auf,            die das IPCC als "natürliche Variationen" abtut. Es könnte            schon bald möglich sein, diese Veränderungen durch die            zusammengefaßten Effekte von Sonne, El Niño und der            Vulkane im Detail zu erklären.   Falls es seit der Industriellen Revolution einen Treibhauseffekt            gegeben hat, so muß er viel geringer sein, als behauptet wird.            Die Erwartungen einer künftigen Erwärmung müssen            entsprechend gedämpft und mit der Möglichkeit in Einklang            gebracht werden, daß die Sonne ihre Laune wieder ändern und            das Klima wieder abkühlen kann. Unter mehreren möglichen Gründen            dafür, daß die Treibhaustheorie irreführend war, wäre            der peinlichste eine Umkehrung der ursprünglichen Annahme: Es ist            vorstellbar, daß der Anstieg des Kohlendioxids überhaupt            nicht auf die menschliche Aktivität zurückgeht, sondern            vielmehr die Folge der globalen Erwärmung und nicht deren Ursache            ist.   Die große Stärke der Wissenschaft liegt darin, daß            sie ihre Fehler korrigiert. Tatsächlich sind alle großen            Entdeckungen im Grunde Korrekturen früherer Fehler oder Versehen.            Aber bis eine Entdeckung akzeptiert wird, können Jahre vergehen.            Die Verzögerung ergibt sich zum Teil aus der berechtigten Sorge,            sich der Ergebnisse zu vergewissern - zum Teil aber auch aus dem            weniger ehrenwerten Verlangen, die alte Ordnung zu schützen. Im            Falle der Erforschung des Klimawandels sind Milliarden Dollar an            Forschungsgeldern in die Treibhaustheorie und deren vielfältige            Implikationen geflossen.   Seit die dänische Entdeckung einer Verbindung zwischen der            kosmischen Strahlung und der Wolkendecke bekannt geworden ist, wurde            kein ernstzunehmender Versuch unternommen, sie zu widerlegen oder ihre            Bedeutung für den Klimawandel in Frage zu stellen. Statt dessen            war die Reaktion, die Entdeckung zu übergehen, während der            Treibhauszug zur Kyoto-Konferenz und weiter fuhr.   Auch die Medien haben die Geschichte weitgehend ignoriert. Als            Wissenschaftsjournalist bin ich überrascht, daß ich mich            praktisch alleine damit fand, seit Svensmark und Friis-Christensen bei            jener Konferenz im Juli 1996 ihre Feststellungen bekannt gaben. Hätten            sie berichtet, daß die kosmische Strahlung das Klima auf dem            Mars beeinflußt, hätten sie vielleicht mehr Aufmerksamkeit            erhalten, da sich dann die Frage der political correctness nicht gestellt hätte.   Man muß Geduld haben. Meine größte Sorge ist nur,            daß das von der Treibhaus-Fraktion an die Wand gemalte Gespenst            einer überhitzten Welt im kommenden Jahrhundert nicht durch            logisches Nachdenken über die Physik vertrieben werden wird,            sondern durch eine globale Abkühlung aufgrund eines veränderten            Verhaltens der Sonne. Geschähe dies, würde unsere            gehirngewaschene Menschheit davon völlig überrascht werden.            Viele Menschen würden hungern, und einige sterben.   Und hier ist der springende Punkt. Der Klimawandel ist eine so            ernste Angelegenheit, daß er die beste und fortgeschrittenste            Wissenschaft verdient, über die wir verfügen, und mindestens            die gleiche Strenge, Aufgeschlossenheit und Ehrlichkeit, mit der wir über            ein schwarzes Loch in einer fernen Galaxie diskutieren würden.  |