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Christoph Plum: Sie werden Claustrum Lieben: "Einmachgummis halten die Collagen zusammen"

Klaus Sebastian, 2001

(...) Die mit allerlei Utensilien vollgestopfte Einsiedlerzelle, die nun den Galerieraum bei Klinkhammer und Metzner ausfüllt, spielt halb ernsthaft, halb ironisch mit einem traditionellen Künstler- Bild: dem in der Abgeschiedenheit denkenden, brütenden Kreativen, der sich seine eigene Welt erträumt und erschafft. Heilige, Mönche und Künstler wussten schon immer um die Notwendigkeit, sich die Welt auf Zeit oder auf ewig vom Leibe zu halten. Der Rückzug in den Innenraum erleichtert die Innenschau. Und umgekehrt kann man aus der Betrachtung des Innenraums Rückschlüsse aufs Innenleben des Bewohners ziehen. Nun, Christoph Plum (Jahrgang 1960) stilisiert sich weder zu einem "Hieronymus im Gehäuse" noch möchte er auf den Spuren von Beuys wandeln, der sich einst in Amerika mit einem Koioten in Klausur begab. Dennoch erinnert einiges in dem mit Gehwegplatten ausgelegten Raum (2,25 x 3 x 2,85 Meter) an das morbide Inventar des Düsseldorfer Fluxus-Künstlers. Man entdeckt Bleiplatten, alte Holzkästen und in den Boden eingelassene Collagen, die locker mit Einmachgummis zusammengehalten werden. Die Mobilität und Veränderlichkeit des Arrangements betont Plum nicht zuletzt mit ein paar Rollen, die er unter sein Quaderhaus geschraubt hat. So kann die Raumskulptur einmal pro Woche neu ausgerichtet werden. Auch die Blickwinkel der Besucher und die Perspektiven des Künstlers sollen offensichtlich flexibel bleiben - ein sinnvoller Ansatz in einer sich schnell verändernden Außenwelt.
Auf der Aussenhaut des rollenden Mini- Containers blättert derweil die Farbe ab, genauer: eine spröde Mixtur aus Lehm und Quark, deren Risse an Reptilien- oder Schlangenhaut erinnern. Die Zelle häutet sich - Fluxus und Metamorphose auch hier. Noch zu erwähnen ist, dass der echte oder imaginäre Bewohner im inneren Raum nicht zuletzt auch mit dem Vermessen der Aussenwelt beschäftigt war. Ein Kompass, ein Thermometer, topographische Karten und Massbänder legen diese Vermutung nahe. Irgendwo unter Papierfetzen und Gummis lugt auch die Kopie einer Dürer- Zeichnung hervor. Dessen berühmte "Melancholia" brütete schon zur Renaissance- Zeit über ähnlichen Messinstrumenten. (...)

F. O. Schuppisser: Hugo de Folietos "Claustrum Animae": http://mypage.bluewin.ch/schupposc/hugo.htm

Helga Meister über "Sie werden Claustrum lieben."

Sie werden Claustrum Lieben, Raumskulptur 2001 von Christoph Plum , Klinkhammer und Metzner, Düsseldorf
Weitere Bilder:
Interieur
Detail 1
Detail 2
Ausstellungsbesprechung von Klaus Sebastian
Anna Klinkhammer Galerie


 

   
    
  Zuletzt überarbeitet 15.09.2004 Copyright 2003, 2004 bei b222.de und den Künstlern. E-Mail: b222 at b222.de